Steilstrecke

Trainingstagebuch

Parkplatz „Hohe Acht” in der Eifel, es regnet. Morgen fahre ich zum ersten Mal bei „Rad am Ring”, heute werfe ich schon mal einen Blick auf die Strecke. Irgendwo hier im Wald muss es zur Nordschleife gehen, mein Orientierungssinn ist sich da sicher, mein Fahrradnavi, welches sich ausnahmsweise nicht am Lenker, sondern in meiner Hand befindet, ist es nicht. Weil ich nicht weiss, wie lange ich suchen muss, fange ich an zu joggen, das spart Zeit und ist – nach guter alter Trainingsmanier – eine prima Vorbelastung für morgen. Aber lange halte ich das nicht durch, Laufen ist nicht meine Bewegung.

Ein Schild taucht auf, es wirkt historisch, vielleicht aus den sechziger Jahren. Das Forstamt Adenau verbietet in klaren Worten das Zelten, Lagern und ähnliches in der Gegend. Es ist sehr ruhig und sehr schön hier im Wald, verrückterweise ist hier außer mir niemand, lediglich ein Reh springt davon. Auf dem Navi habe ich endlich die Strecke gefunden, ich bin falsch, drehe um und jogge zurück, an einer Abbiegung anders als vorher, es ist noch weit und schon spät und ausserdem muss ich im Rennbereich noch meine Startunterlagen abholen, also laufe ich durch und mache keine Pausen mehr. Endlich, juchhu! Ein Zaun, sehr hoch, dahinter die Rennstrecke, es ist die Nordschleife – und zwar am höchsten Punkt. Leitplanken in drei Reihen übereinander, dazu die typische rot-weiss markierte Kurvenbegrenzung. Irgendwie aufregend, morgen fahre ich hier mit dem Rad entlang.

Eine Rettungstür im Zaun lässt sich öffnen, ich könnte zu Fuß auf die Strecke, bleibe aber lieber ausserhalb, vielleicht sind noch Autos unterwegs. Rennautos. Ich gehe ein Stück am Zaun entlang, bis ich die Steigung sehe, achtzehn Prozent sollen es sein. Das sieht gar nicht so wild aus, mal schauen, wie es sich morgen anfühlt. Ganz in der Nähe muss auch die legendäre Steilstrecke sein, ein Abschnitt, der für Automobilversuche erbaut wurde und bis zu 27% Steigung aufweist. Tatsächlich, plötzlich stehe ich dort. Der Fahrbahnbelag ist geriffelt und erinnert mich an steile Garagenauffahrten, seitlich und in den Ritzen wächst Gras. Wahnsinn. 1928 erbaut. Gut dass ich hier nicht mit dem Rennrad rauf muss.

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