Regenrennwurstrutschpartie, damit wäre eigentlich alles gesagt, aber fangen wir mal vorne an.
Schlechtes Wetter war am Ostermontag erst für den Nachmittag gemeldet, aber kurz vor dem Start hieß es dann, im Bergischen sei es kalt und es würde schon regnen. Ok, die Frage lautete also Sonnencreme oder Regenjacke? Nix drunter oder Windweste und Armlinge? Schwierige Entscheidung, so in der prallen Sonne am Rheinauhafen.
Kurz gewürfelt, langes Hemd wieder unters Trikot gezogen, goldrichtige Entscheidung. Kurz zum Warmfahren Richtung Dom, wäre es eine Serpentinenstrecke gewesen, hätte ich Teamkollege Dirk nach zwei Antritten nicht mehr gesehen, aber zum Glück gehts am Rhein nur geradeaus und der Sichtkontakt war gegeben.
Also rein in den Startblock, wir haben VIP-Nummern und dürfen nach ganz vorne, Pustekuchen, VIP ist zwar vorne, der Eingang aber hinten, zwischen uns und der ersten Reihe stehen also locker 500 Mann. Na ja, für mich wäre es ein netter Gag gewesen, Kollege Dirk hätte von dort vermutlich in der Spitzengruppe mitfahren können, schade eigentlich.
Nach den ersten Anstiegen fallen ein paar Tropfen, ach ne, wahrscheinlich Spucke vom Vordermann, igitt, ach so, doch Regen, und jetzt aber richtig. Die Auffahrt zum Bensberger Schloss beginnt mit Asphalt, das Hinterrad dreht durch, auch im Sitzen, das Kopfsteinpflaster ist in Sichtweite, alle schieben. Zum Glück hatte ich lange vorher den Anschluss verloren (oder mich rechtzeitig nach vorne gearbeitet?) und bin jetzt nicht im Pulk, sondern habe Platz. Das Rad rutscht wie blöde, ich eier den Schlossberg hoch (passt ja zu Ostern), sehr zur Freude der Zuschauer, die an mir deutlich mehr Spaß haben, als an den Schiebenden – und die Anfeuerung ist der reine Wahnsinn, das motiviert!
Oben pfeift ein ‘Halleluja‘ aus mir heraus, ein Stein mehr und ich wäre umgefallen. Dann gehts bergab, es schüttet mittlerweile wie aus Kübeln. Ich bin so unglaublich froh, halbwegs alleine hier runterzudüsen, ich sehe die Strecke, habe alles im Griff, undenkbar in einer großen Gruppe.
Zu dritt oder viert fahren wir jetzt, wer Beine hat fährt vorne, dann wieder raus, improvisiertes Kreiseln, klappt ganz gut. Kurz vor Köln sind wir zu acht oder zehnt, meine Beine kann ich jetzt langsam in die Ecke stellen, ich bleibe lieber hinten, dranbleiben ist jetzt schon richtig Arbeit.
Auf der Zielgeraden könnte ich sogar wieder treten, aber erstens sind Sprints um den soundsovielhundertsten Platz albern und zweitens wäre das nicht ganz fair, das letzte Stück habe ich mich ja doch irgendwie ziehen lassen.
Zack, Zielstrich, schon wieder vorbei, wie schade.
Der Regen hat jetzt aufgehört, es gibt Bier, Bananen und eine Rennwurst. Ungewöhnliche Kombination, aber nach dem Radfahren kann ich alles futtern, ungefähr wie der Motor von einem Unimog, der zur Not auch mit Speiseöl statt Diesel läuft.
Im Vergleich zum letzten Jahr bin ich deutlich schneller gefahren, aber wegen des lauen Winters geht das wohl allen so – die Platzierung ist exakt die gleiche, ich dachte erst, ich stehe vor der Liste vom Vorjahr. Aber so viel wie ich alleine oder mit kleinen Gruppen gefahren bin, war das wohl die ehrlichste Zeit, die ich je bei einem Rennen gefahren bin – und das macht richtig Spaß.