Hanns-Martin Fraas ist Organisationsleiter von „Rad und Run am Ring“. Mitten im Fahrerlager, zwischen den Starts der zahlreichen Disziplinen, haben wir mit ihm gesprochen.
Hanns-Martin, die Läufer sind bereits auf der Strecke, in wenigen Augenblicken starten die Radfahrer. Du wirkst bei alledem völlig entspannt. Seit wann organisierst Du die Veranstaltung?
Wir machen die Veranstaltung seit 2003, damals aber noch in einer anderen Konstellation, in der Veranstaltergemeinschaft mit dem RC Herschenbroich machen wir das seit 2004. Und seit 2004 heisst es auch „Rad und Run am Ring“, weil wir da den Nürburgringlauf integriert haben.
Zehn Jahre, da wird man so ein bisschen zum Routinier?
Ja und nein. Also zum Routinier was standardisierte Abläufe betrifft. Nun haben wir uns aber in den letzten 10 Jahren fast jedes Jahr neu erfunden, d.h. es gibt jedes Jahr Dinge, wo man sich mehr konzentrieren muss, wo keine Automatismen greifen, das ist dann ein bisschen schwieriger und in allen anderen Dingen ist natürlich schon große Routine eingetreten, klar.
Das ist ja hier ein sehr komplexes Programm, kannst Du kurz zusammenfassen, was Ihr alles bietet an dem Wochenende?
Also beim Laufen gibt es einmal den Lauf über die Nordschleife und dann gibt es einen Fünf- und einen Zehn-Kilometer-Lauf über die Grandprixstrecke, das ist das Programm der Läufer. Beim Radfahren haben wir das Herzstück unserer Veranstaltung, das ist das 24-Stunden Rennradrennen über die Nordschleife, parallel dazu läuft ein 24-Stunden Mountainbikerennen, dieses Jahr probieren wir mal ein 24-Stunden-e-Bike-Rennen durch die Grüne Hölle aus, das läuft alles parallel, dann haben wir die sogenannten Jedermännerdistanzen über 75 und 150 Kilometer, die auch im Rahmen des German Cycling Cup zählen und noch ein 25 Kilometer Rennen quasi als „Einstiegsdroge“.
Unsere Haupteinstiegsdroge ist aber das sogenannte Tourenfahren sonntagmorgens, wo man ohne Zeitnahme und ohne Stress einfach mal die Nordschleife mit ihren 580 Höhenmetern und dem Geschlängel mit seinen 73 Kurven erleben und erfahren kann.
Volles Programm – mit wieviel Leuten hinter den Kulissen organisiert ihr das?
Also die Agentur an sich sind erst mal 5 Leute, das klingt jetzt relativ wenig, wir haben aber sehr viele externe Dienstleister, das ist das eine und je näher wir an die Veranstaltung rücken, desto mehr werden freie Mitarbeiter eingebunden. Dazu gibt es noch den RC Herschenbroich, der seit 2003 an der Veranstaltung mitwirkt und alles in allem sind wir mit rund 500 Leuten hier am Start und die Kernorganisationstruppe, die jetzt seit einer Woche zusammen ist und die sagen wir mal die Veranstaltung steuert, das sind dreissig Leute ungefähr.
Für die Läufer und Radfahrer ist ja wahrscheinlich die Hohe Acht die größte Herausforderung mit 17 Prozent Steigung, was ist für Dich als Organisationschef die größte Herausforderung?
Pauschal gesprochen, dass am Ende alle Zehn- bis Elftausend Leute glücklich und zufrieden sind. Und dann haben wir diese temporären Herausforderungen, wenn man irgendetwas neu macht. Wir haben den Expobereich dieses Jahr neu organisiert, das e-Bike-Rennen und das Juniorenrennen dazugenommen, das sind diese Dinge.
Wenn man sich jetzt die 500 Leute vor Augen hält, die müssen ja auch irgendwann mal bis ins letzte Glied wissen, wann sie zu welchem Zeitpunkt was zu machen haben. Und das ist, wenn Routinen da sind relativ einfach und dort wo Dinge neu sind muss man mit besonderer Präzision, mit besonderem Briefing nachhalten und manchmal dann auch Feuerwehr spielen, und das sind damit eigentlich die neuen Dinge, die mich immer besonders herausfordern und diese Herausforderung liebe ich aber.
Abgesehen davon, dass „Rad und Run am Ring“ für Deine Agentur ja auch eine unternehmerisch geplante Veranstaltung ist und am Ende das wirtschaftliche Ergebnis stimmen muss, was ist für Dich die größte Freude an so einem Wochenende?
Die größte Freude ist für mich, pauschal gesagt, wenn ich merke, dass ich an wesentlichen Positionen tausende von Rädchen eingerichtet, einjustiert und zum Drehen gebracht habe und wenn ich dann hinterher festgestellt habe, dass alle Rädchen mehr oder minder reibungslos funktioniert haben, das verursacht bei mir nach so einer Veranstaltung ein unheimliches Glücksgefühl und auch dieses Gefühl, das mit einem Team zu machen, das kann nicht einer alleine.
Und es gibt einen Moment oder zwei, die mir sehr bedeutend sind. Das eine ist der Start zum 24-Stunden-Rennen oder zu den Radrennen an sich, das ist schon sehr emotional, weil damit sind im Prinzip alle organisatorischen Vorläufe abgeschlossen, da kann im Prinzip nix mehr schiefgehen, da geht dann der Sport richtig los und das ist auch überwältigend, die große Anzahl von Radfahrern zu sehen, wie sie das auf sich nehmen.
Mindestens genauso emotional ist, wenn wir in der Nacht dann irgendwann mal zwischen 12 und 2 schlafen gehen, zumindest für ein paar Stunden, dann gehe ich noch mal im Hotel auf den Balkon raus und schau runter und da unten fahren tausende von Fahrradfahrern und ich sehe weisse und rote Lämpchen die abbiegen, einbiegen, rumtreten sich was zurufen, es ist kein Motorenlärm, es rauschen nur die Ketten und das ist schon erhebend zu sagen, boah, da hast du ein bisschen dran mitgedreht, dass das so stattfindet und da wird es einem dann auch bewusst und das kommt mir dann ganz nah und das mache ich dann am liebsten alleine mit meiner Familie
„Rad und Run am Ring“ gibt es jetzt im zehnten Jahr mit der elften Auflage, gibt es Pläne für 2015?
Ja, ganz konkrete Pläne, nämlich genau so weiter machen wie jetzt und die Gespräche mit dem neuen Eigentümer laufen offen und konstruktiv. Ich kann zwar sagen gut, wir sind uns zur Sekunde noch nicht in allen Punkten einig, aber ich würde mal davon ausgehen, dass wir das vollends hinkriegen.
Frage zum Abschluss – fährst Du selber Rad?
(lacht) Ja, da triffst Du einen wunden Punkt. Mich als Radsportler zu bezeichnen, das würde ich nicht. Ich habe ein Rennrad, mit dem fahre ich ab und an, ich trainiere aber nicht extrem damit. Ich versuche mich hauptsächlich über Laufen fit zu halten, weil das halt einen geringeren Zeitaufwand in Anspruch nimmt, und ansonsten spiele ich Tennis. Ja, der Radsport, zu dem bin ich irgendwie gekommen wie die Jungfrau zum Kind!
Vielen Dank für das Gespräch!
Gerne.
– – –
(Das Gespräch führte El Fritzel am 26.07.2014 am Nürburgring in der Eifel.)