Hausbesuch bei Pilgrimms Racebikeservice in Münster

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Walter Pilgrimm ist ehemaliger Amateur-Radrennfahrer und betreibt in Münster eine Servicewerkstatt für Road- und Offroadsportler. Wir haben ihn besucht.

Walter, vor einem Jahr, im Herbst 2012, hast Du den Racebikeservice eröffnet. Wer sind Deine Kunden, wer kommt zu Dir?

Viele meiner Kunden sind Sportler im Rennrad- und Mountainbikebereich, manche auch im Freestylebereich, die hochwertiges Material fahren und nicht selber daran schrauben wollen oder können, teils weil sie die Fähigkeit nicht haben, teils weil sie die Werkzeuge nicht haben oder eben weil sie auch gar keine Lust haben auf diese Sache. Die kommen zu mir und bringen mir ihr Material und wollen es halt top in Schuss haben.

Du bietest Service an, sprich, Wartungs- und Reparaturarbeiten, aber kann man bei Dir auch ein komplettes Rad erwerben?

Ich arbeite mit mehreren Großhändlern, über die ich Teile für Service und Wartung beziehe. Und diese Großhändler bieten auch Kompletträder oder Rahmen-Kits an, die kann man bei mir bekommen. Manche Leute haben auch ganz spezielle Vorstellungen und kommen mit einem Karton oder einer Tüte voll Teilen und bitten mich darum, daraus ein komplettes Rad aufzubauen. Das ist dann praktisch der gesamte Radaufbau. Oder eben auch die andere Sache, der Verkauf von Neurädern oder der ganz normale intervallmäßige Service, die Wartung und Reparatur von Sporträdern.

Was war das ungewöhnlichste Rad, das Du bisher in Deiner Werkstatt hattest?

Also, die Räder sind von einfachen Rennrädern bis zu High-Tech-Rennrädern, im Grunde genommen ist die ganze Palette vertreten in der Kundschaft. Und was mir jetzt als speziellstes Rad direkt einfällt, ist ein Rennrad von einem Kunden, der so ein bisschen Wirbelsäulen-Arthrose hat und der eine monstermäßige Lenkererhöhung auf dem Ahead Gabelschaft montiert hatte und darauf noch den Lenker. (lacht) Also, das sah nicht mehr wirklich aus wie ein Rennrad und hatte mit Steifigkeit auch nichts mehr zu tun.

Du betreibst ja auch eine Werkstatt für Edelstahldesign. Gibt es da Überschneidungen?

Es gibt hier jede Menge Schnittmengen und das ist auch ein ganz wesentlicher Vorteil zum Beispiel zu einer, ich sag mal, „normalen“ Fahrradwerkstatt, die man aus dem Alltag kennt. Das fängt damit an, dass Gabelschäfte gekürzt werden müssen. Dafür gibt es zum Beispiel Rohrschneider, die kann man anwenden bei einem Aluschaft. Bei einem Carbonschaft kann man den Rohrschneider nicht mehr anwenden, das muss man eben mit einer Säge oder mit der Flex mit einer ganz feinen Trennscheibe machen. Es gibt Situationen, wo zum Beispiel auch mal eine Drehbank ins Spiel kommt, weil eine spezielle Lagerschale nicht passt oder mal nachgedreht oder leicht übergezogen werden muss. Es gibt mal hier und da vermurkste Gewinde, es gibt hier und da mal verbogene Schaltaugem oder sonstige Geschichten. Letztendlich bis hin zum Aluschweißen.

Deine Firma heißt Racebikeservice und Du hast gesagt, es kommen ambitionierte Radsportler zu dir. Viele fahren im Alltag ja mit ganz normalen Rädern, sprich: im Training und im Wettkampf mit einem Rennrad oder Mountainbike, aber auf dem Weg zur Arbeit mit einem Trekking- oder Hollandrad. Kann man damit auch zu Dir kommen?

Nein, aber es gibt eine Ausnahme. Die – sagen wir mal – Normalfahrräder kann man bei mir auch kaufen. Wer bei mir so ein normales Fahrrad kauft, dem mache ich an diesem Fahrrad natürlich auch den Service. Den würde ich dann mit dem Fahrrad nicht woanders hinschicken, das ist ganz klar. Aber wenn er jetzt mit seinem normalen Fahrrad, das er schon seit Jahren fährt, zu mir kommt und es klappern die Schutzbleche oder sonst was, dann würde ich ihm sagen, lieber Freund, es gibt hier in der Fahrradstadt Münster rund 300 Fahrradläden, das ist nicht mein Ding. Also, Rennrad und Mountainbike, egal welche Marke oder wie alt, ganz klar, dafür bin ich da. Und alle Räder, die bei mir gekauft werden. Die kontrolliere ich vor dem Ausliefern und dann weiß ich genau, die sind für die nächsten drei, vier, fünf Jahre sowieso erstmal gut.

Münster, die Fahrradstadt. Du bist selber ja auch Radfahrer und warst früher mal aktiver Radsportler. Was, wie und wo bist du gefahren?

Ich bin in der Jugend gefahren, angefangen von Jugend B bis Ende Jugend A, das sind vier Jahre. Da war ich sehr ambitioniert unterwegs, Straßenrennen mehr oder weniger saisonmäßig, und dann im Herbst und Winter Querfeldeinrennen.

Waren das alles Lizenzrennen oder Vereinsrennen?

Ja, Vereinsrennen, Lizenzrennen. Wir hatten B-Lizenz, A-Lizenz, also ich war nicht auf Einzelspiel, ich war immer offizieller Rennfahrer. Ich habe an Jugendmeisterschaften teilgenommen, am Sechstagerennen Havel-Münsterland, und war einmal Bezirksmeister von Kassel 1979. Das ist natürlich alles lange her, aber letztendlich, Gehen verlernt man ja auch nicht (lacht). Man wird älter und das Leben dreht sich, wenn man nicht Profi ist, nicht nur um den Radsport, und nach vier Jahren da hatte ich auch einfach andere Interessen. Für einen 18-Jährigen sind vier Jahre fast ein Viertel deines Lebens und dann gibt es ja nun mal mehr interessante Sachen auf der Welt (lacht). Da hat sich dann auch mal ein wenig das Interessengebiet verschoben und Mitte der Neunziger habe ich dann diese Liebe und Leidenschaft zum Rennrad- und Mountainbikefahren wieder so ein bisschen wiederbelebt. Ich habe damals ein neues Rad angeschafft, bin wieder mehr gefahren, habe ein bisschen mehr Zeit dafür investiert, na ja, und nun hat sich das alles praktisch über einen langen Weg ergeben bis hin jetzt zu dem Laden. Ich fahre natürlich auch jetzt noch Rennrad und ich fahre auch Mountainbike, wie es der zeitliche Rahmen eben zulässt als Selbständiger mit einem kleinen Kind und einer radsportambitionierten Freundin. (lacht)

Danke für das Gespräch!

Danke.

Pilgrimms Racebikeservice in Münster – Adresse und Kontakt siehe Webseite, Termine nach Vereinbarung.

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