Wäre das Rennen nur 60 Kilometer lang gewesen, hätte ich einen fantastischen 40er Schnitt mit nach Hause gebracht. Es ging jedoch über 125 Kilometer – aber dazu später mehr.
Es war das erste Rennen in dem ich mir ernsthaft überlegt habe, abzusteigen und zu schieben. Dabei fing alles gut an. Mit einer schnellen Gruppe raus aus der Stadt, schnell die nächsten Gruppen ein- und überholt, viel vorne gefahren und Gefahrenpunkte der Strecke, die mir gut bekannt ist, angesagt.
An den Anstiegen dann das typische Leiden eines Hobbysprinters – man wird nach hinten durchgereicht. Im Training warten die Kollegen oben, im Rennen nicht, sonst wäre es ja kein Rennen. Also kurz wieder nach vorne kurbeln, da fährt es sich etwas sicherer und man ist halt bei den ersten, falls sich das Feld teilt.
Auch am letzten Anstieg hatte das mit dem nach hinten durchgereicht werden wieder gut geklappt, nur eben nicht die Sache mit dem wieder nach vorne kurbeln. Und der Wind hat dann schön die Gruppe geteilt – vorne meine Kollegen, dahinter ich mit wenigen anderen. Bei Wind in Stumstärke kann man mit fünf oder sechs Mann kein Loch zufahren, wenn davor fünfzig sind.
Nun gut. Auf dem Tacho konnte ich jetzt schön zusehen, wie der Schnitt in den Keller ging. Und was wir an Tempo rausnehmen mussten, hatte der Wind zwischenzeitlich zugelegt, irgendwo besteht da ja meist ein Zusammenhang.
Zwei Kilometer vor dem Ziel kommt dann endlich die nächste Gruppe von hinten angerauscht, zum Glück reichen die Beine noch, um an der Spitze mitzufahren. Die Zieleinfahrt ist tückisch, es gibt ein paar scharfe Kurven, über die Linie, zack, drin, vorbei, endlich.
Vom Schuh muss ich jetzt den Transponder lösen, ein Vordermann tritt mich ungünstig, ich stolpere und schlage volles Rohr mit dem Daumen ins Kettenblatt. Auch das noch. Blutverlust im Zielbereich, nachdem 125 Kilometer alles gut gegangen ist. Zum Glück war es nicht das Kettenblatt des Vordermanns sondern meins, da weiß ich wenigstens, dass es gut gepflegt ist.
Also zum nächstbesten Sanitäter, der wird wohl ein Pflaster in der Tasche haben. Ach so, nicht in der Tasche, aber ganz in der Nähe. Na gut, ach so, ganz da hinten im Zelt, ja, hallo, kommen Sie mal rein, suchen Sie sich eine Liege aus, vorher müssten wir hier auf dem Formular noch den Fall erfassen , … Leute! Ich brauche ein Pflaster, mehr nicht!! Also rückwärts wieder raus und schnellsten zum Bananenbuffet, der Daumen kann mich mal.